Bereit für morgen
“Dass der Stiftungssektor nach neuen Zusammenarbeitsformen sucht, nimmt auch Nora Wilhelm, Co-Founder & Catalyst von collaboratio helvetica, wahr. Neue Formen der Zusammenarbeit sind die DNA von collaboratio helvetica. «Unser Ursprung liegt in der Einsicht, dass wir lernen müssen, anders zusammenzuarbeiten, wenn wir den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen gerecht werden wollen», sagt sie. Nur so sei ein Wandel auf Systemebene zu erreichen. Um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sei es zwingend, bottom-up zu handeln.
«Eine nachhaltige, gerechte Zukunft kann nur partizipativ gestaltet werden. Bei einem reinen Top-down-Ansatz werden immer gewisse Kreise benachteiligt.» Damit dies gelingt, braucht es ein Verständnis für das Ökosystem. Jeder und jede soll seine oder ihre Rolle kennen und die des anderen verstehen und auch wertschätzen. Nora Wilhelm vergleicht dies mit einem Körper: «Wenn ich die Lunge bin, erfülle ich meine Aufgabe und soll nicht gleichzeitig noch die Aufgabe des Herzes erfüllen wollen.» Dieser Ansatz kann herausfordernd sein. Ein neuer Akteur kann schnell als Bedrohung wahrgenommen werden statt als Potenzial. «Damit sich ein solcher Ansatz durchsetzt, braucht es einen Paradigmenwechsel – auch in den Schulen oder in unserem Wirtschaftssystem», sagt sie.
Partizipative Geldvergabe
Trotz Wunsch nach neuen Zusammenarbeitsformen ist die Umsetzung auch im gemeinnützigen Sektor herausfordernd. «Projektträgerinnen und Projektträger wissen, dass sie für die nächsten Gelder immer in Konkurrenz stehen mit den anderen», sagt Nora Wilhelm. Das erschwere den Austausch massiv. Um neue Ansätze zu finden, hat collaboratio helvetica Versuche mit partizipativer Geldvergabe durchgespielt. Die Teilnehmenden mussten selbst Projekte bewerten. Im Versuch haben einige diese zusammengelegt und die eigenen zugunsten von anderen zurückgezogen. Gemeinsam haben sie die besten Projekte zur Förderung ausgewählt. «Doch um diesen Ansatz in der Stiftungswelt zu implementieren, braucht es eine neue Denkweise», hält Nora Wilhelm fest. «Es braucht Vertrauen. Es braucht einen Strukturwandel.» Grosses Potenzial durch mehr Zusammenarbeit sieht sie auch in Bewerbungsprozessen. Diese sind zum Teil sehr aufwändig und unterschiedlich. Statt voneinander zu lernen, schottet man sich ab. Dabei würde generell Transparenz helfen – und eine bessere Fehlerkultur. Auch Misserfolge sollten in Ordnung sein und sogar anerkannt werden. «Hier können wir extrem viel voneinander lernen. Der Fokus sollte auf dem Lernen sein und nicht auf kurzfristigen Erfolgen, vordefinierten Messgrössen und Output», sagt sie. «Gerade bei sozialen Innovationen muss Versagen möglich sein. Experimente, die ergebnisoffen angelegt sind, bringen uns weiter. Aber diese Haltung ist für viele noch Neuland.»”
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